Die uns allen wohlbekannte Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium 2,1-20, die die Grundlage für Bachs Weihnachtsoratorium bildet, berichtet nicht von einem vollkommen neuen und unbekannten Ereignis, das die bisherige Glaubenserfahrung und –tradition beseitigt.
Stattdessen steht sie in einer kontinuierlichen Traditionslinie der Glaubensgeschichte des jüdischen Volkes, wie wir sie im Alten Testament finden. Die Verbindung ist so eng, dass wir die Weihnachtsbotschaft nur richtig verstehen können, wenn wir nach der Bedeutung der Worte und Vorstellungen im Alten Testament und in der ursprünglichen hebräischen Sprachform fragen. Als die Weihnachtsgeschichte geschrieben wurden, hatten die Menschen auch nur das Alte Testament als Bibel und Verstehenshintergrund.
Bach trägt der jüdischen Lebenswelt der Weihnachtsgeschichte schon dadurch Rechnung, dass er das Wort „Zion“ fünfmal und damit auffällig häufig verwendet, Das Wort kommt dabei nicht ein einziges Mal in der Weihnachtsgeschichte des Lukas vor, jedoch passt es bestens zu ihrer Lebenswelt. Das urhebräische Wort Zion bezeichnet Jerusalem und schließlich ganz Israel, wo sich Weihnachten ereignete und dessen Bewohner sich auf Jesus als „den Schönsten, den Liebsten“ (Alt-Arie in der ersten Kantate) vorbereiten sollen.
In diesem Sinne beschreibt Bach im Alt-Rezitativ der ersten Kantate den Stern von Bethlehem mit einem Zitat aus 4.Mose (Numeri) 24,17 als „Stern aus Jacob“, denn „Jacob“ steht hier symbolisch für ganz Israel, da seine Kinder die Urahnen der 12 Stämme Israels sind.
Um bei den Ortsangaben zu bleiben – Bach übernimmt im ersten Rezitativ des Evangelisten eine Übersetzungs-Unschärfe Luthers: Maria und Joseph machen sich auf ihrem Weg nach Bethlehem nicht „in das jüdische Land“ (Lk 2,4). Natürlich liegt auch ihr Wohnort und Ausgangspunkt Nazareth „im jüdischen Land“, also in Israel. Im Originaltext steht stattdessen, dass sie nach Bethlehem in Judäa (oder Juda) aufbrechen, was nur eine der drei großen Landschaften Israels darstellt.
Im biblischen Satz im schon zitierten Altrezitativ bekommt Jesus Ehrentitel: „Denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus“ (Lk 2,11)
„Heiland“, auch mit „Retter“ übersetzbar, geht ebenfalls auf ein hebräisches Wort zurück, nämlich „Moschia“, ein für Gott und für Menschen verwendeter Beiname. Dieser Beiname bezeichnet nicht nur eine innerliche Befreiung, die uns hilft, das Leid in der Welt zu ertragen. Stattdessen verdient nur der den Ehrennamen „Moschia“, „Retter“, der aus realen Nöten konkret rettet und diese Not beseitigt. Beim Propheten Hosea 13,4 hören wir von Gott, der der Retter aus der Sklaverei in Ägypten war und dem Volk Israel reale Freiheit schenkte.
„Christus“, auf Deutsch „Gesalbter“, ist die Übersetzung des alttestamentlichen Wortes „Maschiach“ (Messias). Ursprünglich wurden im alten Israel ganz normale Könige zum Zeichen des Segens Gottes gesalbt. In der Zeit vor der Geburt Jesu bezeichnete „Messias“ den einen, von Gott gesandten Erlöser der Welt. Genau das entspricht unserem christlichen Glauben an den Erlöser Jesus. Im Alten Testament ist aber auch die vom Messias bewirkte Erlösung nicht nur eine innerlich-seelische Veränderung, unabhängig von der Außenwelt und den sozialen und politischen Verhältnissen, wie vielleicht auch einzelne Christen ihren Jesusglauben unteroptimal leben. Die messianische Erlösung verändert auch die äußeren Lebensverhältnisse der Menschen zum Guten: Beseitigung von Ungerechtigkeit, Hilfe für die Schwachen und Armen (Jesaja 11,4-5) und Frieden.
Dieser messianische Frieden wird im ersten Chor der zweiten Kantate („Ehre sei Gott in der Höhe“) in der Engelsbotschaft aus der Weihnachtsgeschichte (Lk 2,14) ausdrücklich erwähnt. „Frieden“ heißt auf Hebräisch „Schalom“, was wiederum auf folgende Ursprungsbedeutung zurückgeht: ganz, vollständig, perfekt, harmonisch. Auch hier geht es nicht nur um einen inneren Frieden inmitten grausamer oder chaotischer Lebensverhältnisse, sondern um eine vollständige Harmonie des gesamten Daseins und aller Lebewesen. So finden wir im weihnachtlich-messianischen Text Jesaja 11 die Vision eines friedlichen Zusammenlebens von Mensch und Tier ohne gegenseitige Tötung (Vers 6-8). Beim Propheten Micha 5,4 ist der Messias selbst als der Friede bezeichnet, und er schafft reale sichere Lebensverhältnisse (Vers 3).
Genau in dieser Bibelstelle wird bei Micha 5,1 der Ort Bethlehem als Herkunftsort des Messias prophezeit. Das hängt wiederum damit zusammen, dass der Messias aus der Tradition und Familie König Davids erwartet wurde, dessen Heimatort Bethlehem war. Im Oratorium wird im Eingangsrezitativ und im Chor „Lasset uns nun gehen“ (3. Kantate) die Geburtsstadt Bethlehem (Lk 2,4) erwähnt, in den beiden ersten Evangelistenworten und im Choral „Brich an, o schönes Morgenlicht“ auch „Davids Stadt“ (Lk 2,11) genannt.
Auch die Bedeutung der im Oratorium vielfach erwähnten Hirten (Lk 2,8ff) wird erst vollkommen klar, wenn wir sie im Zusammenhang der davidischen Messiastradition des Alten Testaments erkennen, denn König David war ursprünglich Hirte von Beruf (1.Samuel 17,15 und 17,34-35). Im Zusammenhang mit der Abrahamstradition stehen die Hirten nicht, wie das Bass-Rezitativ in der zweiten Kantate vermuten lassen könnte.
Im ersten Evangelistenwort hören wir, dass die Hirten von der Klarheit Gottes angestrahlt werden und im schon erwähnten „Ehre“-Chor preisen die Engel in ihrem berühmten Gesang die Ehre Gottes. „Klarheit“ und „Ehre“ gehen auf dasselbe griechische Wort „Doxa“ und letztlich dasselbe hebräische Wort „Kavod“ zurück. Auch hier, im Blick auf den Kavod, die Herrlichkeit Gottes, wird die Ausrichtung der Weihnachtsbotschaft auf die konkret-sichtbare Welt durch ihren alttestamentlichen Hintergrund deutlich: Gottes Herrlichkeit wird nicht geistlich-abgehoben erfahren, sondern in der Wüstenspeisung mit Manna und Wachteln (2.Mose/Exodus 16,7+13) real erlebt. Gottes Herrlichkeit wird auch real erfahrbar in der Begrünung der Wüste (in Israel), wie die messianische Prophetie in Jesaja 35,2 sagt.
Im schon erwähnten, berühmten Satz der Engel: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden …“ ist der letzte Teil umstritten. Nun aber gibt es eindeutige Hinweise für die Version „… Friede auf Erden bei den Menschen des (Seines) Wohlgefallens.“ In einer Qumranschrift, nämlich 1 QH 12,32f (früher 1 QH 4,32f) findet sich die Wendung „die Fülle Seines Erbarmens für alle Söhne Seines Wohlgefallens“ (Übersetzung in: Maier,Johann: Die Qumran-Essener: Die Texte vom Toten Meer, Band 1, München 1995, S.76) , wobei die „Söhne seines Wohlgefallens“ dort hebräisch „Benei Razono“ heißen. Diese Worte meinen nicht, dass Gott sich willkürlich Menschen nach seinem Wohlgefallen, seinem Gutdünken erwählt. Aus dem Zusammenhang der Qumranschriften wird deutlich, dass das Wohlgefallen Gottes eine Anerkennung für ein gläubiges Leben ist, „Menschen Seines Wohlfgefallens“ also Menschen sind, an denen Gott wegen ihres Glaubens Wohlgefallen, Freude hat.
Wolfgang Scheel
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